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Namibianischer Rapper Ees besucht die Gerhart-Hauptmann-Schule

Von einer deutschen Kolonie zu einem aufblühenden, unabhängigen Staat

Namibianischer Rapper „Ees“ besucht die Gerhart-Hauptmann-Schule und berichtet der Klasse 10c über die Entwicklung seines Landes

Zwei ganz besondere Geschichtsstunden erlebte am vergangenen Freitag die Klasse 10c der Gerhart-Hauptmann-Schule. Der deutsch-namibianische Rapper Ees, der unter anderem im Jahr 2018 die bekannte Casting-Show „X-Factor“ mit seiner Yes-Ya-Band gewann, kam zu Besuch und berichtete unter den Augen der lokalen Zeitungslandschaft und der Schulleiterin Frau Pöppe nicht nur über die Geschichte und das alltägliche Leben in seinem Heimatland Namibia, sondern stellte sich auch den vielen Fragen der sehr aufmerksam zuhörenden Schüler.

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Zunächst klärte „Ees“ ein Paradoxon auf: Wie kann es sein, dass ein Mensch mit weißer Hautfarbe ein Afrikaner ist? Und auch noch so gut afrikanisch sprechen kann? Diese Frage beantworte Ees mit einem kleinen historischen Abriss. Als Namibia Ende des 19. Jahrhunderts eine deutsche Kolonie unter dem Namen „Deutsch-Südwestafrika“ wurde, siedelte seine Ur-Ur-Uroma im Jahre 1886 nach Afrika über. Über 100 Jahre später ist Ees, der in der namibianischen Hauptstadt Windhoek aufgewachsen ist und eigentlich Eric Sell heißt, ein Superstar. Er erzählte, dass er als einziger weißer Musiker im Musikgenre „Kwaito“ erfolgreich sei. Diese Mischung aus House und Hip-Hop sei während der Endphase des Apartheidregimes in den Townships Südafrikas entstanden. Seine Texte verfasse er im Südwesterdeutsch, der Sprache der etwa 20.000 im „Sonnenstaat“ verbliebenen deutschstämmigen Namibier. Um den Traum einer Musiklaufbahn überhaupt verwirklichen zu können, habe Ees zu Beginn ein sehr einfaches Leben führen müssen. So schlief er drei Jahre lang auf der Matratze eines Kumpels und ernährte sich überwiegend von Haferbrei. Dies begründete der 36-Jährige damit, dass dies einfach sehr günstig und optimal mit verschiedenen Obstsorten kombinierbar gewesen sei. Nach anfänglicher Skepsis und Anfeindungen seitens der „schwarzen“ Musiker in Namibia, die die Musikrichtung „Kwaito“ für sich beanspruchten und in Ees einen personifizierten Angriff auf ihren Stil sahen, erkämpfte sich der Weiß-Afrikaner den Respekt und das Gehör der namibianischen Bevölkerung. Durch seine Musik, so berichtete Ees, verbinde er sogar die vielen Volksstämme Namibias. So ist ihm das beispielsweise in dem Musikvideo zu dem Song „Original“ gelungen, in dem er alle Stämme Namibias in einem Video unterbrachte und deren Eigenheiten und Charakteristika verarbeitete. Der Höhepunkt seiner bisherigen Musikkarriere war dann der Sieg bei der Casting-Show „X-Factor“ im Jahr 2018, die im Privatsender „Sky“ zu sehen war.

Nach den vielen Einblicken in die musikalische Laufbahn von „Ees“ stellten die Schüler viele Fragen zum Leben in Namibia. Beim Erzählen über sein Heimatland geriet der Musiker dann mehrfach ins Schwärmen. Durchgehend sommerliche Temperaturen von über 30 Grad, eine atemberaubende Tier- und Artenvielfalt, eine für afrikanische Verhältnisse gut ausgebaute Infrastruktur und blühende Landschaften. So lautete die Kurzzusammenfassung des berühmten Gastes, der zudem darauf hinwies, dass Namibia nach der Mongolei der am dünn besiedelte unabhängige Staat der Erde sei. Doch Vorsicht sei trotz der Idylle dennoch geboten: Gerade in der Hauptstadt Windhoek komme es wiederholt zu kriminellen Aktivitäten. Als Beispiel nannte Ees die sogenannten Hijacks, denen er selbst schon zum Opfer gefallen ist. Dabei wird das eigene Fahrzeug unter Androhung von körperlicher Gewalt entführt. Auch auf Elefanten müsse man in Namibia besonders Rücksicht nehmen. Ja richtig gehört, Elefanten. Denn die gigantischen Rüsseltiere überqueren in Namibia wie selbstverständlich Landstraßen, was den einheimischen Autofahrern durch Warnschilder eigentlich klar signalisiert wird. Dies konnte unser Gast Ees in seinen Zeiten als Fahranfänger erstmal nicht wirklich glauben – was fast zu einem Frontalstoß mit einem Elefanten führte. So konnte der Musiker bei Tempo 100 gerade noch ausweichen und Schlimmeres verhindern. Dennoch kam Ees schlussendlich zu einem eindeutigen Fazit: Traut euch, macht euch auf den Weg nach Namibia und lernt die Vorzüge der ehemaligen deutschen Kolonie kennen. Für die Gerhart-Hauptmann-Schule und insbesondere für die Klasse 10c bleibt der Besuch von „Ees“ ein unvergesslicher Tag mit vielen einmaligen Einblicken und Erzählungen, die die Schüler mit Sicherheit nicht so schnell vergessen. Und natürlich ist Ees jederzeit herzlich Willkommen an der Gerhart-Hauptmann-Schule!